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Starke Selbstzweifel überkommen uns ja gerne, wenn wir sie am wenigsten gebrauchen können. Wenn ein Auftrag schnell fertig werden muss, die Chefin eine Deadline nach vorne verlegt hat oder der Text sich nicht so leicht schreiben lässt wie gedacht. In diesen Momenten schleichen sie sich an, die kleinen fiesen Zweifel an unserem Können. Dabei sind sie das Allerletzte, was wir gerade da gebrauchen können. Selbst wenn wir schon länger daran arbeiten, unsere Selbstzweifel zu überwinden, so ist in diesen Situationen ein Notfallplan gefragt.

Wäre es nicht schön, wenn wir uns vor unseren Selbstzweifeln manchmal einfach so verstecken könnten?

Immer wieder grüßt das Murmeltier, äh, der Selbstzweifel

Ich habe mittlerweile meine wirksamen Strategien gegen Selbstzweifel entwickelt. Trotzdem erwischen sie auch mich mitunter kalt., wenn ich sie gerade so gar nicht gebrauchen kann. Denn in der Selbstständigkeit stehe ich immer wieder vor Situationen, die neu und herausfordernd sind. Das sind meist die Momente, wo die Zweifel kurz anklopfen und Bescheid geben, dass es sie auch noch gibt.

Bei mir war es kürzlich wieder so weit: Ich hatte einen neuen Auftrag angenommen und war: versteinert. Statt loszulegen, saß ich da, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. In mir machte sich die Angst des Versagens breit … und ich übte mich im Prokrastinieren, denn irgendwas gibt es ja immer zu tun. In diesem Fall die Steuer.

Ich kenne dieses Ich-kann-das-nicht-und-werde-zu-Stein-Gefühl, und weiß, dass dieses Ohnmachtsgefühl auch anderen nicht fremd ist – egal ob Freelancer*in oder Angestellte*r. Wir sind alle nur Menschen, die mal mehr, mal weniger an den eigenen Fähigkeiten zweifeln. Egal wie erfolgreich und berühmt wir sind.

Angst ist auch, oft genug, der Künstlerin Nemesis, die mit allen Tricks versucht, sie von der Berufsausübung abzuhalten. Eine Blockade, die es gilt, tollkühn zu überwinden.

Judith Holofernes, Die Träume anderer Leute, S. 115

In 5 Schritten vom Zweifeln ins Tun

Ich habe meine Schritte vom Zweifeln ins Tun einmal aufgeschrieben – am Beispiel eines neuen Auftrags für meine Selbstständigkeit als Texterin. Für dich als Inspiration und für mich als Erinnerung. Denn ich weiß schon jetzt, dass es wieder Tage geben wird, an denen die Selbstzweifel das Ruder übernehmen wollen. Aber ganz ehrlich: Darauf habe ich so gar keinen Bock. Deshalb hier mein

1. Bewegen

Ich atme tief durch und bewege mich. Das bringt mich ins Hier und Jetzt zurück. Das kann Pilates sein, ein Spaziergang, eine Mediation, eine Yoga-Session oder ein Tanz durchs Homeoffice. Wir alle sind anders, deswegen funktioniert bei jedem*r etwas anderes. Wichtig ist nur, dass die Gedanken zur Ruhe kommen. Ganz egal, ob sie Action brauchen oder Stille.

2. Erinnern

Ich rufe mir ins Gedächtnis, warum ich dieses Projekt angenommen habe. Ich zähle die Punkte auf, warum ich Lust darauf hatte. Ich erinnere mich daran, dass ich den Rand der Komfortzone bewusst ausreizen wollte, um mich weiterzuentwickeln und Neues zu lernen. Dadurch gerät die Motivation wieder ins Bewusstsein und die Angst etwas in den Hintergrund.

3. Vertrauen

Ich sage mir, dass der*die Auftraggeber*in sich für mich entschieden hat, weil ich dieses Projekt wuppen kann, weil ich die Qualifikationen dafür habe. Ich rufe mir ins Gedächtnis, dass ich in der Vergangenheit bereits Aufträge erfolgreich bewältigt habe, die zu Anfang eine Nummer zu groß erschienen.

4. Aufteilen

Nach einem lauten Tschakka stürze ich mich in die Vorbereitung. Ich nehme das Projekt Stück für Stück auseinander und schreibe mir die einzelnen To-dos auf. Da gehe ich gerne sehr ins Detail, denn je mehr Punkte, desto mehr kann ich abhaken. Und das mag mein Hirn. Als passionierte Listenschreiberin bin ich da sehr in meinem Element.

5. Loslegen

Direkt im Anschluss schreibe ich den ersten Satz, um den ersten Schritt zu gehen. Denn der ist und bleibt der schwierigste. Der erste Schritt, aber auch der erste Satz. Selten, quasi nie, steht dieser erste Satz am Ende meines Schreibprozesses noch im Text, aber das ist völlig egal. Denn seine Aufgabe hat er dann erfüllt: Er hat mich den Anfang machen lassen.

Gute Nachrichten: Je mehr du dich mit deinen Selbstzweifeln auseinandersetzt, desto leiser werden sie. Manchmal reichen sogar schon Punkt 3 und Punkt 5, um ins Tun zu kommen – das hängt immer von der Lautstärke meiner Selbstzweifel ab. Ich kann dir fast versprechen, dass es bei dir ähnlich sein wird.

Vielleicht hast du ja ganz eigene Knallertipps für genau solche Situationen? Lass sie mich und die anderen Leser*innen unbedingt wissen.

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