Selbstständige wissen immer, was sie tun. Sie zweifeln nie an ihrem Können. Sie sind extrem selbstbewusst. Also, wenn es danach ginge, dürfte ich nicht seit 2013 als freiberufliche Texterin und seit 2023 als Astro-Mentorin selbstständig sein.
Sicher, es gibt Eigenschaften, die das Leben als Selbstständige leichter machen. Wie etwa ein starkes Selbstbewusstsein, hohe Extrovertiertheit und unbändige Entscheidungsfreude. Doch selbst wenn du diese Eigenschaften (noch) nicht hast: Du kannst dich trotzdem selbstständig machen. Und so sein wie du bist.
Jede*r Auftraggeber*in braucht etwas anderes, und vielleicht ja gerade in diesem Augenblick dich.

Um Mut zu machen, habe ich einmal die Fragen beantwortet, die ich mir selbst vor meiner Selbstständigkeit gestellt habe – denn möglicherweise fehlst genau du mit deinen Talenten und Gaben noch in der Welt der selbstständigen Texterinnen, Designerinnen und Fotografinnen. Ja, genau du.
Muss ich selbstbewusst sein, um selbstständig tätig zu sein?
Ganz ehrlich: Es hilft, ganz bestimmt sogar, aber wenn das ein Ausschlusskriterium wäre, wäre ich nicht seit Jahren als Selbstständige unterwegs. Wie so viele andere auch, zweifle ich bisweilen an meinem Können, hadere ich mit meiner Arbeit. Meine Selbstzweifel sprechen Bände. Mittlerweile glaube ich, dass mich das sogar zu einer besseren Freelancerin macht, weil ich die Texte für meine Kund*innen intensiver durchdenke, sie hinterfrage, oft mehrfach.
Muss ich extrovertiert sein, um als Selbstständige tätig zu sein?
Absolut nicht. Introvertierte Menschen haben so viele Stärken, die für die Selbstständigkeit nahezu ideal sind. Wir Introvertierten sind oft gute Zuhörer*innen, können uns gut in andere hineinversetzen, gehen in die Tiefe. Wenn ich einen Tipp geben darf: Im Podcast Still & Stark geben Melina und Timon immer wieder tollen Input rund um Introvertiertheit. Und auch das Buch Still von Susan Cain ist äußerst lesenswerte Lektüre.
Muss ich verhandeln können, um mich selbstständig zu machen?
Nicht unbedingt sofort, aber du solltest dich von Beginn an nicht unter Wert verkaufen. Diese Spirale lässt sich später nur schwer durchbrechen. Denn wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, dass du für wesentlich weniger Honorar als andere arbeitest, kommst du da möglicherweise nur langsam wieder heraus. Das gilt auch für Textaufträge, die du für 3 Cent pro Wort abarbeitest. Damit machst du es dir und der Branche schwer. Tipp: Lege dir gleich zu Beginn ein absolutes Minimum fest und gehe nicht darunter.
Verhandeln lässt sich übrigens lernen. Mittlerweile gibt es dazu viele Informationen im Internet. Auch kostenlos. Zum Beispiel in diesem Artikel von Lexware: Verhandlungsgeschick – Angebote erstellen, Stundensätze festlegen und diese Preise dann auch durchsetzen. Nach einer Weile wirst du merken, dass das Verhandeln die Selbstständigkeit noch besser und schöner macht. Ehrlich.
Muss ich jeden Auftrag annehmen?
Absolut nicht. Auch wenn man manchmal nicht das Gefühl hat, man kann Aufträge ablehnen. Und man sollte. Nämlich immer dann, wenn Aufträge nicht zu den eigenen Werten passen, das Honorar deutlich zu niedrig ist, die Anfrage viel zu kurzfristig kommt. Dass du selbst entscheiden kannst, was gut für dich und dein Business ist, macht das Freelancer*innenleben bisweilen anstrengend. Aber auch schön.
Muss ich immer alles wissen ?
Ach, niemand weiß immer alles. Aber es hilft, wenn man um Hilfe bitten und sie annehmen kann. Denn wenn man als Einzelkämpfer*in unterwegs ist, tun sich immer wieder Fragen auf. Sei es zu Versicherungen, Verträgen oder Steuern. In diesem Fall sollte man sich Unterstützung holen. Es gibt Expert*innen für all diese Themen, und das entspannt ungemein. Genauso wie ein Netzwerk, das mit Rat und Tat zur Seite steht.
Muss ich mir Sorgen machen, wenn es mal nicht gut läuft?
Nö. Die Phasen gibt es immer wieder. Vorzugsweise zu Beginn eines neuen Jahres. Dann telefoniere ich gerne mit meinen Freelance-Freundinnen und wir beruhigen uns gegenseitig. Mal schwankt es mehr, mal weniger. Mal gar nicht. Manchmal muss man es einfach aushalten, meistens kann man aber auch aktiv etwas tun. Sei es alte Kontakte aufleben lassen, frühere Kund*innen ansprechen, eine Weiterbildung machen. Oft ist es eine Mischung aus Tatkraft und Geduld. Generell zwei gute Eigenschaften fürs Freelancer*innendasein. Was auch hilft: Ein Notgroschen, der den Namen verdient hat.
Ist eine Selbstständigkeit für mich das Richtige?
Das kann ich dir leider nicht beantworten. Ich kann nur so viel sagen: Wenn mich jemand 2013 gefragt hätte, ob ich mich nicht selbstständig machen will, dann hätte ich laut NEIN geschrien. Und heute? Kann ich mir nichts anderes vorstellen. Es ist perfekt für mich. Und das zeigt mal wieder: Es lohnt sich, Dinge auszuprobieren und mutig zu sein.

„Manchmal entpuppt sich das eiskalte Wasser als kraftspendender Ozean.“
– Tja, so ist das.
Du stellst dir noch ganz andere Fragen oder hast sie dir vor deiner eigenen Selbstständigkeit gestellt? Lass sie mich und meine Leser*innen unbedingt wissen.
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