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Die Angst vorm Schreiben treibt selbst die erfahrensten Texter*innen um. Ich bin immer wieder überrascht, dass es nicht nur mich, sondern auch andere Menschen betrifft, die seit Jahrzehnten erfolgreich im Textbusiness unterwegs sind. Ich meine: Richtig erfolgreich.

Die Ängste und Zweifel, die dabei aufkommen, können vielfältig sein:

  • Zweifel an den eigenen Textkünsten
  • Angst vorm leeren, weißen Blatt
  • Die Frage, ob das eigene Geschreibsel überhaupt jemanden interessiert
  • Die Angst, dass jemand das Geschriebene liest

Hat dich die Angst, dass jemand deinen Text liest, schon einmal davon abgehalten, ihn zu veröffentlichen oder gar ihn zu schreiben? Und das obwohl du viel schreiben willst oder sogar musst? Dann ist dieser Blogpost für dich.

Die Angst vor den Leser*innen

Beim Schreiben sollten wir direkt an unsere Leser*innen denken. Wir sollten sie uns sogar mit ihren Sorgen und Wünschen konkret vorstellen. Schließlich wollen wir sie mit unseren Worten in der Tiefe ihres Herzens erreichen. So weit, so richtig. Was sich jedoch ganz und gar nicht empfiehlt: Die kritischen Gesichter von Erna und Ernst vor sich zu sehen, während man versucht, die richtigen Worte für einen Text zu finden.

Ich weiß, wovon ich schreibe, denn ich hab’s trotzdem getan und so mein Studium um ein Semester verlängert. (Die Kurzversion: Ich habe die zwölf Seiten meiner Magisterprüfungsklausur zerrissen, weil ich Angst hatte, dass mein Professor sie liest.)

Woher kommt die Angst?

Jede*r von uns hat ihre*seine eigenen Geister. So viel ist sicher. Die Angst vorm Schreiben bzw. Veröffentlichen ist oft die Angst vorm Versagen und vor Ablehnung. Das habe ich mehrfach selbst erlebt und gehört. David und Tom Kelley schreiben dazu in ihrem Buch „Kreativität und Selbstvertrauen: Der Schlüssel zu Ihrem Kreativbewusstsein“:

Unserer Erfahrung nach ist (…) die größte Angst, die Angst zu versagen. Sie kann sich in der Angst ausdrücken, beurteilt zu werden, mit etwas anzufangen oder sich Unbekanntem zu nähern. Und auch wenn schon viel über Versagensangst gesagt und geschrieben wurde, stellt sie doch noch immer das größte Hindernis für erfolgreiche Kreativität dar.

David und Tom Kelley, Kreativität und Selbstvertrauen, S. 59.

Wow. Treffer. Diese Zeilen bringen den Struggle gut auf den Punkt. Beim Schreiben schon Angst vor der Beurteilung haben. Das kann nur schiefgehen. Denn das verhindert freies Denken und Ausprobieren – eine Grundvoraussetzung für Kreativität.

Ich möchte mich von dieser Angst nicht mehr abhalten lassen. Für den Moment, wenn die Angst mich einholt, habe ich mittlerweile Strategien entwickelt, um die Angst in Schach zu halten und ins Schreiben zu kommen. Vielleicht helfen sie auch dir.


„Bitte vergiss nie: Keine Angst der Welt ist es wert, dass du deine Gedanken nicht teilst. Unsere Welt braucht die vielen verschiedenen Perspektiven auf das Leben. Auch deine. Nimm dir ein Herz, greife zum Stift und leg los.“


7 Tipps, wie du ins Schreiben kommst

  • Tu so, als würdest du für deine beste Freundin schreiben. Stell dir vor: Sie sitzt vor dir, lächelt, nickt. Sie gibt dir ein, zwei Verbesserungstipps, aber ermutigt dich, einfach weiterzuschreiben.

  • Mach dir deine Lieblingsmusik an. Bei mir ist das zum Schreiben der sanfte Max Richter, manchmal auch die poetische Lina Maly. Und wenn es ganz schwierig wird, dann kommt „Trouble is“ von Helgi Jonsson auf die Ohren.

  • Drei Schreibende, drei Texte. Egal wie viel Mühe du dir gibst, andere Texter*innen betexten ein und dasselbe Thema anders. Das gilt übrigens auch für andere kreative Bereiche. Und das ist auch gut so. Sonst hätten etwa die Impressionisten nicht so herrlich unterschiedliche Bilder von Blumenwiesen für die Nachwelt erschaffen.

  • Lass eine gute Seele drüberlesen. Gib deinen Text einem Menschen zu lesen, dem du vertraust. Das kann eine andere Texterin sein oder eine fachfremde Person. Wichtig ist, dass sie dir gegenüber wohlgesonnen, aber auch kritisch ist. So kannst du entspannt schreiben und hast gleichzeitig die Gewissheit, dass eine Korrektur erfolgt.

  • Vier gewinnt: Gut ist gut genug. Es muss nicht immer die Eins plus sein, es kann auch eine Vier sein. Das habe ich nach meiner zerrissenen Magisterprüfungsklausur verstanden. Für meine Wiederholungsklausur war das Motto: Vier gewinnt.

  • Verlasse deinen Schreibtisch. Sofort. Geh vor die Tür, rufe nette Menschen an und streichle deine Seele. Lass dir dabei helfen, diese Angst vor den Lesenden zu relativieren. Denn so böse wie du in dem Moment denken magst sind sie nicht.

Podcast-Empfehlung: Schreiben & Schreddern

Anderen Menschen zuzuhören, wie auch sie strugglen, kann heilsam sein. Besonders empfehlen möchte ich dir den Podcast Schreiben & Schreddern von und mit Marc-Uwe Kling. Heilsam und lustig. Zu Gast waren schon Sebastian Fitzek, Luisa Neubauer und viele mehr. Andere über ihre Struggles und ihre Strategien reden zu hören, sorgt bei mir dafür, dass sich Schreiben wieder leichter anfühlt. We are in this together. Ich lieb’s sehr. Du ja vielleicht auch.

Jetzt interessiert mich aber: Kennst du diese Angst? Und wenn ja: Was sind deine besten Tipps, um ins Schreiben zu kommen?

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